Synopsis

Der Film spielt in der ungarischen Tiefebene, wo alles waagrecht ist, wo menschliche Siedlungen unendlich weit voneinander entfernt liegen. Die Helden unserer Geschichte leben auf einer verlassenen landwirtschaftlichen Maschinenstation, die aus jeglicher Produktionstätigkeit ausgeschaltet ist. Für diese Menschen sind alle Werte, an die sie ihren Lebensinhalt knüpfen können, längst aufgehoben; alles hat sich in der Zeit aufgelöst im periodischen Wechsel der Jahrhunderte - allmählich sind auch die Menschen in Verwesung übergegangen.

Das alles vernichtende Gefühl des Alleingelassenseins wird nur von einer einzigen Sehnsucht gebrochen, von der immer stärker werdenden Sehnsucht nach Flucht. Alle schmieden kleinkarierte Pläne, selbstverständlich einer auf Kosten des anderen, alle geben sich der Illusion hin, dass die bessere Zukunft in der Ausplünderung und im Betrügen der anderen liegt. Doch sind diese niederträchtigen Pläne zum Scheitern verurteilt, weil ihre Urheber an einem fatalen Mangel an Selbstvertrauen leiden und wegen ihrer Unentschlossenheit nichts verwirklichen können. In der Tat warten alle auf einen Heiland, der sie von dem verkrüppelten Alltag, dem alles verschluckenden Regen, dem Dreck und all ihren Sünden erlöst.

"Man ist hellwach und zugleich wie in Trance, in einer Zeit erstarrt, während der Uhrzeiger sich bewegt. (...) Béla Tarrs Satantango ist eines der ganz seltenen Meisterwerke zeitgenössischer Filmkunst." (taz, 11.05.94)
"Béla Tarrs Opus lässt sich pur lesen und ist zugleich als Jahrhundert-Metapher interpretierbar." (Tagesspiegel, 06.05.94)
"Die bemerkenswerten Schwarzweiss-Bilder von Satantango vermeiden jegliche Form von konventioneller Schönheit, wodurch ein bewegendes Gefühl von Nihilismus geschaffen wird, das einen in Bann schlägt. (...) Man muss die sprödenm, meditativen Filme von Andrej Tarkowski zu schätzen wissen, um Tarr, bei dem ein starker Tarkowski-Einfluss spürbar ist, bewundern zu können." (New York Times, Oktober 1994)
"...der Film in formaler Strenge, die im filmischen Blick auf die Realität neue Räume erschliesst, das bestürzende Bild der Auflösung gesellschaftlicher und moralischer Ordnungen zeichnet; zugleich ist er eine Meditation von Zeit und Vergänglichkeit, Hoffnung und Untergang, die im Horizont von Schöpfung und Apokalypse eine metaphysische Dimension erreicht." (Ökumenische Jury Berlinale)

Details

Kinostart26.03.95 Deutschschweiz
26.03.95 Suisse Romande
26.03.95 Svizzera Italiana
Dauer435 Minuten
Format35mm, s/w, 1:1.66
ProduktionVega Film AG (Zürich), Mafilm M.I.T. (Budapest), Von Vietinghoff Filmproduktion (Berlin)

Credits

RegieBéla Tarr
DrehbuchBéla Tarr, Agnes Hranitzky und László Krasznahorkai nach dem Roman "Satanstango" von László Krasznahorkai
ProduzentRuth Waldburger
BesetzungMihály Víg, Dr. Outyi Hoerváth, Erika Bók, Peter Berling, Miklós B. Székely, Lászlo Fe Lugossy, Èva Almási Albert, Alfréd Járay, Erzsébet Gaál, János Derzsi, Irén Szajki
KameraGábor Medvigy
SchnittAgnes Hranitzky
TonGyörgy Kovávs
MusikMihály Víg
KostümeGyula Pauer
VersionenOVd

Festivals & Awards

Caligari-Preis Internationales Forum Berlin 1994